Ein Leipziger Schriftsteller

Rezension von Horst Illmer zum 3. Robert-Kraft-Symposiumsband "Wenn ich König wäre!"
(erschienen in phantastisch! 77, Ausgabe 1, 2020, S. 11–12)

Am 3. Oktober 2019 war der 150. Geburtstag von Robert Kraft. Diesen Umstand feierten die größten Fans des aus Leipzig stammenden Kolportage-Schriftstellers unter der Schlagzeile "Wenn ich König wäre!" auf dem 3. Robert-Kraft-Symposium, das vom 12. bis 13. Oktober 2019 in der sächsischen Buchmesse-Stadt abgehalten wurde.
Rechtzeitig zum Jubeltag erschien, herausgegeben von
Thomas Braatz, als Privatdruck in der Edition Braatz & Mayrhofer das Begleitbuch, das ebenfalls den von Kraft entliehenen Titel "Wenn ich König wäre!" (ohne ISBN, 280 Seiten) trägt.
Der Band enthalt neben Rückblenden auf die vorigen Tagungen und einer Programmübersicht zur anstehenden zwei Themenschwerpunkte, die in mehreren Beiträgen aufbereitet werden. Da ist zum einen der auch aus genrehistorischer Sicht bemerkenswerte Bäckermeister
Jakob Bleymehl, der nicht nur zu den ersten Bibliografen der utopisch-phantastischen Literatur gehört (siehe phantastisch! Nr. 56, Seite 10), sondern auch zu den ersten Lesern, die sich ausdrücklich und intensiv um eine Wiederentdeckung Robert Krafts bemühten.
Welch verschlungene Wege er dabei beschritt, und welche Unterstützer er in
Hans Wollschläger und Arno Schmidt fand, belegen Briefe und Textauszüge Bleymehls sowie ergänzende Texte von Thomas Braatz und Arnulf Meifert.
Es folgen zwei Artikel von
Karlheinz Steinmüller (über Robert Kraft als Science-Fiction-Schriftsteller und Matthias Käther (über den fast vergessenen Pulp-Autor Richard Shaver). Den mit gut 130 Seiten umfangreichsten Text bildet ein Essay von Arnulf Meifert, der in "… rund um die Erde" frühe reale und fiktive Weltreisen mit dem Automobil untersucht.
Das Bestreben, den eigenen Lieblingsautor einer breiteren Leserschaft nahezubringen, gehört zu den Grundmotivationen eines echten Fans – selten jedoch war es verdienstvoller eingesetzt als im Fall Robert Kraft. Mehr als einhundert Jahre nach dessen allzu frühem Ableben im Mai 1916 bildet dieser Tagungsband einen weiteren Baustein im immer noch unvollendeten Robert-Kraft-Denkmal.