Ein Leipziger Schriftsteller

Rezension von Carsten Kuhr vom 8.11.2016

Thomas Braatz (Hrsg.)
Robert Kraft 1869-1916
1. Robert-Kraft-Symposium 15.-16.10.2016
Edition Braatz & Mayrhofer, Paperback, 152 Seiten, 15,00 EUR (alter Preis)

Selbst heutzutage kennt eigentlich noch jeder den Namen Karl May. Zu der Zeit der Erstveröffentlichung aber gab es in den Verlagen, in denen auch May veröffentlichte, einen weiteren Autor, der die Massen der arbeitenden Bevölkerung zum Medium Buch in Form des Kolportageromans zog. Robert Kraft, Abenteurer, Seefahrer, Weltreisender und Autor faszinierte ganze Generationen von Lesern mit seinen ebenso farbenprächtigen, wie phantastisch packenden Schilderungen.
Während May sich fast gänzlich auf den Wilden Westen und den Orient beschränkte, entführte Kraft seine Rezipienten in alle Herren Erdteile, stellte ihnen fremde Völker, mutige Helden, holde Damen und fiese Ganoven vor. Als „der deutsche Jules Verne“ galt Kraft auch durch seine phantastischen Gimmicks, mit denen er seine Protagonisten auszustatten pflegte.
Zum ersten Symposium in Leipzig hat der Kenner, Forscher und Verleger Thomas Braatz ein großformatiges, broschiertes Begleitbuch aufgelegt. In diesem berichten die Verfasser auf sehr unterschiedliche, jedoch jederzeit interessant zu goutierende Art davon, was sie an dem Verfasser Kraft so besonders interessiert, wie sie ihren Zugang zu Kraft suchten und gefunden haben.


Arnulf Meifert etwa stellt sich wie den Lesern die Frage, warum und in welcher Hinsicht er/man sich mit dem Werk Krafts beschäftigen sollte.
Achim Schnurrer stellt uns die Person Robert Kraft nicht nur biographisch sondern auch über dessen Werke mit einer kleinen Einordnung des Autors vor und Thomas Braatz berichtet von den Leiden und kleinen Triumphen eines Bibliographen. Dr. S. Friedlander schließlich bricht eine Lanze fürs Schmökern auch und insbesondere in Bezug auf die Werke Krafts.


Angereichert mit jeder Menge schwarz-weiß Illustrationen sowie zwei auf Kunstdruckpapier farbenprächtig abgebildeten Originalillustrationen der gesuchten Ausgaben sowie zwei kurzen in Kopie beigebundenen Texten wird so das Bild eines Autors deutlich, der zu Unrecht fast vergessen ist. Für alle, die in Leipzig nicht vor Ort sein konnten, ist vorliegender Band ein interessantes, kurzweiliges Nachschlagewerk und Information zugleich.